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Kanada Tag 1 - Eine Farm und 10.000 Rinder

Kanada Tag 1 - Eine Farm und 10.000 Rinder

Landwirtschaft in Kanada – „Eine Größe für sich“. Davon wollten wir uns einmal selbst überzeugen und haben die weite Reise auf uns genommen. Neun Stunden Flugzeit trennen einen hierbei zwischen Deutschland und der Westküste Kanadas. Von Vancouver aus reisten wir in einigen Tagen über Jasper und Banff bis nach Calgary. Dieser Teil der Reise führte uns durch wunderschöne Nationalparks und die Rocky Mountains bis schließlich in die flache Ebene. Landwirtschaftlich fängt erst hier der interessante Teil unserer Reise an. Bereits nach einer Autostunde auf dem Highway 2 in Richtung Süden werden die Schlaggrößen unübersichtlicher. Das Panorama der Rocky Mountains am Horizont sollte uns jedoch noch einige Zeit begleiten. Aufgrund der schlechten Wetterlage in den vorherigen Wochen beginnt die Getreideernte im südlichen Alberta in diesem Jahr nur schleppend. Auf halber Strecke nach Lethbridge, 2,5 Autostunden südlich von Calgary, sprachen wir mit Gerry, Verkaufleiter eines regionalen John Deere Dealers. Er berichtete uns, dass viele Betriebe mit ihren angeheuerten Erntehelfern bereits in den Startlöchern stehen und die Ernte auf vielen Farmen schon laufen könnte. Beeindruckt von dem PS starken Gebrauchtmaschinenpark des Händlers, fuhren wir weiter in Richtung Süden.

Etwa 30 Minuten vor Lethbridge begegneten wir Trucks, die Häckselgut transportierten. Wir hefteten uns an einen leeren, typisch-kanadischen Truck und erreichten nach staubigen 4 Kilometern einen etwa 80 Hektar großen Schlag. Zunächst erweckten zwei für uns neuartige Maschinen unsere Aufmerksamkeit. Zwei so genannte „Harvest Header“ waren damit beschäftigt den Triticale-Bestand zu mähen und sauber auf ein Schwad abzulegen. Es handelt sich bei diesen Fahrzeugen um äußerst wendige und leicht gebaute Gefährte, was besonders am Vorgewende ersichtlich war.

Auf demselben Schlag war dann ein John Deere Feldhäcksler 7400, wie wir ihn aus Deutschland kennen, damit beschäftigt, das abgelegte Schwad zu Häckseln. Fünf Trucks unterschiedlicher Größen waren zuständig für den Abtransport der Ganzpflanzensilage. Zudem stand bei dem tiefen Boden ein John Deere 8970 auf dem Schlag bereit um festgefahrene Maschinen zu bergen.

Ich stieg zu Darryl, dem Fahrer des Feldhäckslers und erstem Chef der Farm, auf. Darryl begrüßte mich mit einigen Worten gebrochenem Deutsch. Er berichtete mir, dass er schon einige Male in Deutschland gewesen sei, um das John Deere Werk in Mannheim zu besichtigen. Mich interessierte natürlich zunächst die Größe der Farm, auf der wir hier zu Gast waren. Ich staunte nicht schlecht, als Darryl mir von den 11.000 Acres, etwa 4.400 Hektar und den etwa 10.000 Rindern berichtete, die seine Farm beherbergt. In dieser Gegend sei seine Farm eine der größten. Aufgrund der häufig langen Hof-Acker-Entfernungen setzt er bei Transportarbeiten auf sechs betriebseigene Lastwagengespanne. Während unseres Gesprächs musste Darryl die Fahrer per Handzeichen navigieren, da beim Beladevorgang der Trucks der Füllzustand für den Fahrer nicht einzusehen ist. Darryl berichtete mir weiter, dass pro Stunde etwa 150 Tonnen Silage bei einer Schnittlänge von 12 mm abtransportiert werden.

Der Betrieb wird erst in 2. Generation bewirtschaftet. Darryls Vater, ein gebürtiger Niederländer, kam in den 50er Jahren nach Kanada und gründete die Farm. Heute arbeiten 13 festangestellte Mitarbeiter plus Saisonarbeitskräfte auf dem Betrieb, der neben der Triticale auch Erbsen, Mais, Weizen und Gerste anbaut. Unser Gespräch wurde ständig von Telefonaten unterbrochen, weil Darryl auf der Farm für das sogenannte „Grain Marketing“, die Vermarktung der Erzeugnisse zuständig ist.

Nach einer Stunde folgten wir einem Truck über eine Kies-Schotterstraße zur Farm. Schon von weitem war die Hofanlage mit ihren hohen Getreidesilos zu erkennen. Über die Waage fuhr der Truck zum Fahrsilo, das von einem zwillingsbereiften John Deere 9430 zusammen mit einem 8970 angewalzt wurde. Letzterer ist mit einem Räumschild ausgestattet. Der 9430 wird von dem Sohn des zweiten Chefs der Farm gefahren. Der 13-Jährige berichtet mir stolz, dass er seit seinem 8. Lebensjahr begeisterter John Deere Knicklenkerfahrer ist. Insgesamt nennt die Farm zwei 9430 und vier „Oldies“ der 8900er John Deere Baureihe ihr Eigen. Gegen 18 Uhr mussten wir uns weiter auf den Weg in Richtung Lethbridge machen, denn wir brauchten noch ein Motel für die Nacht.

 

Text: Jörn und Tammo Gläser

Fotos: Jörn Gläser

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